90 € für Medikationsberatung in der Apotheke: Schluss mit Lustig!
Ziemlich lautlos hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) mit dem GKV Spitzenverband ein Paket geschnürt mit neuen pharmazeutischen Dienstleistungen, wozu auch die Medikationsberatung (90 € ) gehört. So leer scheinen die GKV Kassen gar nicht zu sein.
Und mal ganz abgesehen davon, dass wir von einer solchen Honorierung nur träumen können, haben Sie sich mal überlegt was Patient*Innen, denen man in der Apotheke einen Computerausdruck mit Neben- Wechselwirkungen, Indikationen und Kontraindikationen… anstellen werden? Sie werden ganz egal ob verängstigt, erbost oder nur wissbegierig sofort die Praxis ihres Vertrauens aufsuchen und um Aufklärung bitten. In der Folge entsteht Stress für Patient*Innen und Ärzt*Innen, und das so wichtige Arzt-Patienten Verhältnis wird nachhaltig verletzt.
Zu ihrem Verhandlungsergebnis kann man den Apotheker*Innen , die mit einer gemeinsamen (!) Stimme sprechen, nur gratulieren. Ein in den sozialen Medien nachzulesender ärztlicher Kommentar meint, diese 90 € Honorierung sei eine Kriegserklärung der Apotheker*Innen. Sicher nicht! Kolleg*Innen schlagen auch vor, die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ADDA) Frau Gabriele Regina Overwiening zur KBV Vorsitzenden zu wählen oder ganz skurril anmutende Ideen, wie aus Ärztekammer/KV auszutreten und in den DAV einzutreten, weil dort ja wohl Interessenvertretung stattfinde. Auch wenn solche Ideen nicht umgesetzt werden können, ist uns doch die Symbolik solcher Forderungen klar. Wie nun wollen wir mit dieser 90 € Medikationsberatung in der Apotheke umgehen? Ein WEITER SO kann und darf es nicht geben. Klar dürfte sein, dass uns die 90 € extra auch zustehen für eine immer wieder aufwendige (Medikations-) Beratung nach einem stationären Aufenthalt oder einer Reha. Ganz radikale Meinungen Im Netz fordern gar eine “Rückgabe der Kassenzulassung“ oder “Seit dem Korb warte ich auf eine kollegiale effektive Zusammenhalt und Widerstand“ (Korb? Bitte googlen: Dr. Wolfgang Hoppenthaller. Er wollte als Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes 2010 Bayerns Hausärzte aus dem Kassensystem führen = das sog. Korbmodell). Wenn Ärzt*Innen davon reden, dass unser Gesundheitssystem nur mit einer intelligenten Selbstbeteiligung zu erhalten ist, dann prasselt auf uns ein wahrer Shitstorm herunter. Bei den Zahnärzt*Innen wird das längst anerkannt, der Untergang der zahnärztlichen Versorgung hat nicht stattgefunden. Wir streiten uns in aller Öffentlichkeit. Aber verstehen tut uns keiner. Nehmen wir Nachhilfe bei Apotheker*Innen und Zahnärzt*Innen und agieren nur mit einer gemeinsamen Stimme! Mit der Zersplitterung im eigenen Lager muss endlich Schluss sein.
Die Entscheidung wer uns zukünftig vertritt, wird nicht gefunden, indem wir Haus- oder Facharztlisten ankreuzen, sondern indem wir Kolleg*Innen wählen, die uns davon überzeugen konnten, dass sie unsere Interessen vertreten. Das sollten aber bitteschön keine Vertreter von Konzernen sein, die zwar auch Interessen vertreten, aber nicht unsere. Unsere Gewählten müssen sich im Vorfeld auf eine gemeinsame Schnittmenge an Forderungen einigen, was mehr Chancen auf Erfolg hat , als mehrere Listen mit sich teilweise widersprechenden Forderungen, von denen dann nicht eine einzige umgesetzt wird. Eine kleine Gruppe vertritt kompetent und professionell uns alle, wenn es beispielsweise darum geht, einen neuen, leistungsgerechten EBM zu erschaffen. Wenn notwendig müssen auch demokratische Maßnahmen zur besseren Durchsetzung unserer Forderungen wie Streik bzw. Dienst nach Vorschrift (20 Wochenstunden) und Demos zum Einsatz kommen.
Am Endes diesen Jahres können wir das üben, KV Wahlen stehen an.